10. – 12.10.2025 / Ljubimowka – Echo. München. Festival neuer Dramatik über Krieg, Migration und Liebe in einer neuen Welt
Vom 10. bis 12. Oktober 2025 findet in München zum zweiten Mal das Festival neuer Dramatik „Ljubimowka – Echo. München“ statt. Regisseur:innen und Schauspieler:innen aus München lesen deutsche Übersetzungen von sieben neuen Stücken russischsprachiger Autor:innen im Exil, die in Deutschland leben und arbeiten. Das Festival wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München unterstützt.
Die Lesungen werden von professionellen Regisseur:innen inszeniert. Wir suchen Schauspieler:innen aus München, die an den Lesungen mitwirken wollen. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Alle szenischen Lesungen finden im Kulturzentrum GOROD statt – auf Deutsch und Russisch mit Übertiteln. Wie beim Festival üblich, folgt nach jeder Lesung ein Publikumsgespräch mit Autor:in, Regie und Ensemble. Das vollständige Programm erscheint auf der Website von GOROD.
Ort: München, Kulturzentrum GOROD
Arbeitssprachen: Deutsch und/oder Russisch
Bewerbungsfris: 21. September 2025
Bewerbung: Kurzes Formular ausfüllen
Was wir von Ihnen erwarten:
Verfügbarkeit an mindestens einem der Festivaltage: 10.–12. Oktober 2025
Theater-/Bühnenerfahrung ist willkommen
Sie sind 20 Jahre oder älter
Was wir bieten:
Haben Sie Fragen?
lubimovka.echo.muenchen@gmail.com
+49 1577 1343849
In das Hauptprogramm wurden sechs Stücke aus den Shortlists des Hauptwettbewerbs des Festivals „Ljubimowka“ aufgenommen:
„Das Berlin Syndrom“ von Polina Borodina (Berlin)
Eine tragikomische Geschichte über die „neuen“ und „alten“ Berliner:innen – geboren in der Hauptstadt oder geflohen vor Krieg und Katastrophen. Deutsche Welle über das Stück: „Sie gehen auf Dates, sonnen sich nackt, trinken Wein und suchen nach Liebe – und können sich nicht verlieben. Das Berliner Syndrom als Unfähigkeit zu lieben befällt jene, die zu viel Schmerz erlebt haben.“
„Verbotene Gefühle ...in Zeiten des Kriegs“ von Nana Grinstein, Nadiia Humeniuk, Friederike Meltendorf, Natalia Reznichenko, Julia Solovjeva, Julia Zeichenkind, Henrike Schmidt (Hamburg)
Ein dokumentarisches Projekt, basierend auf realen Interviews mit Menschen aus der Ukraine, Russland, Deutschland und anderen Ländern, die den Krieg erlebt oder reflektiert haben. Das Stück besteht aus anonymisierten Monologen in verschiedenen Sprachen, die widersprüchliche, unterdrückte, „verbotene“ Gefühle thematisieren. Es schafft einen Raum für ehrliche Aussagen und den Versuch von gegenseitigem Verstehen.
„Martingal“ von Elina Mnatsian (Lüneburg)
Die Autorin Elina Mnazjan kam in ein Geflüchtetenlager in Niedersachsen, gemeinsam mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern. In dieser unvorhersehbaren „Zwischenwelt“ begann sie mithilfe von Übersetzungs-Apps ihre Geschichte zu schreiben. Entstanden ist eine Mosaik-Erzählung aus Alltagsszenen: Registrierung, Gemeinschaftsunterkünfte, Konflikte, Gespräche über Politik, Religion und Heimat. Die Figuren – Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, Glaubens und Weltanschauungen – sind vereint durch das Schicksal der Zwangsmigration.
„Offene Beziehung“ von Igor Sergeev (München)
Ein Drama über die Suche nach sich selbst in einem Raum, in dem Liebesgrenzen verschwimmen und Ehrlichkeit zur größten Herausforderung wird. Durch offene Monologe und alltagsnahe Szenen untersucht der Text das Verlassen tradierter Rollenbilder und monogamer Erwartungen – und verwandelt intime Erfahrungen in ein politisches und persönliches Drama.
„Theaterstück über das Verdauungssystem eines Säuglings, der einen Monat vor dem Krieg geboren wurde“ von Roman Osminkin (Leipzig)
Ein Antikriegstext, in dem die körperlichen Prozesse eines Neugeborenen zur Metapher für den verfallenen sozio-politischen Körper Russlands werden. Durch Koliken, Schreie und Exkremente des Babys zeigt der Autor die Absurdität, Gewalt und den Schmerz des vom Staat entfesselten Krieges, in dem er selbst Vater wurde. Eine tragikomische Chronik von Überleben und Verantwortung inmitten einer historischen Katastrophe.
„Das ist gut“ von Vitaliy Chenskiy (Bamberg)
Ein dokumentarischer Dialog zwischen drei Männern, die die Belagerung von Mariupol überlebt haben. In Form eines lebendigen Gesprächs erinnern sie sich an Kriegsalltag: zerstörte Häuser, ein Toaster, der nach dem Beschuss noch funktioniert, Brot für Nachbarn, Brandgeruch. Ein Stück ohne Pathos – über Überleben, Erinnerung, Verlust und den Versuch, Menschlichkeit zu bewahren.
Off-Programm:
Dokumentarstück von Vit Kogut auf Deutsch: „Paragraph 175: The Rest Will Follow“
Ein Porträt der queeren Community Münchens in den 1980er und 1990er Jahren vor der Abschaffung des homophoben §175, zusammengesetzt aus Dutzenden Stunden realer Interviews. Dieses Stück entsteht in der Laborplattform für dokumentarische Dramatik Un/Told. Dramatiker Vit Kogut sammelt – mit aktiver Unterstützung des Forum Queeres Archiv München – keine Geschichte, sondern Stimmen: lebendig, kratzend, lachend und schreiend. Es erzählt, was geschieht, wenn die Welt dich auslöschen will – und du dich stattdessen entscheidest, zu leben: wild, lustvoll, tragisch und radikal ehrlich.
Ljubimowka ist ein unabhängiges Festival für neue Dramatik. Bis 2022 fand es jährlich in Moskau statt und war das zentrale Ereignis für junge russischsprachige Dramatiker:innen weltweit. Ein Festival radikaler Freiheit, in dem Autor:innen Position beziehen und keine Zensur fürchten. Jährlich gingen über 700 Stücke zum Open Call ein, von denen 20–25 von professionellen Leser:innen für szenische Lesungen ausgewählt wurden. Nach Beginn der großangelegten Invasion der Ukraine erklärte das Festival öffentlich seinen Protest gegen die russische Aggression. Eine Durchführung in Moskau wurde durch Zensur und Repression unmöglich. Im September 2022 startete Ljubimowka einen unbegrenzten Antikriegs-Open-Call. Diese Stücke werden heute weltweit bei den „Echos – Ljubimowka“ gelesen – einer Art Antikriegsbewegung der Theatermacher:innen, die Russland aus Protest oder aus Angst vor politischer Verfolgung verlassen haben.
„Ljubimowka - Echo“ präsentiert Stücke, die nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine entstanden sind. Traditionell handelt es sich um russischsprachige Texte, die in die Landessprache übersetzt werden. Dieses Jahr zeigt das Festival aber auch einen neuen Trend: Multilingualität. So wird in „Martingal“ in neun Sprachen gesprochen – ein babylonischer Chor von Menschen auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Das Stück „Verbotene Gefühle im Krieg“ ist auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch von einem Kollektiv verfasst. Im Zentrum des Münchner Programms stehen drängende Themen: Leben von Geflüchteten in Deutschland, Rechte und Freiheiten der LGBTQ+-Community sowie Selbstfindung und Neuverortung von Identität.
Das „Ljubimowka - Echo“ war bereits in Narva, Tartu, Tiflis, Haifa, Tel Aviv, Paris, Belgrad, Istanbul, Berlin, Baku, Granada, Jerevan, Jyväskylä, Helsinki, Prag, Frankfurt am Main, München, Warschau, Los Angeles, Tallinn und Zürich zu hören.
Фестиваль новой драматургии ищет актеров и актрис из Мюнхена
10 – 12 октября 2025 в Мюнхене во второй раз пройдет фестиваль современной драматургии Эхо Любимовки.
В сентябре Эхо Любимовки впервые пройдет в Норвегии — в арктическом городе Киркенес.
30 августа пройдет фестиваль читок Эхо Любимовки в экспериментальном театре arten/arten.